Pressetext: Steuermoral und Steuerhinterziehung

Tagung thematisierte Steuermoral und Steuerhinterziehung

6. bis 8. März, Schloss Faber-Castell, Nürnberg

Keiner zahlt gern Steuern, und wenn, dann nur so viel wie unbedingt nötig – das beweisen nicht zuletzt aktuelle prominente Fälle. Doch welche Faktoren bestimmen, wie ehrlich und kooperationswillig wir beim Thema Steuern sind? Wann überwiegen Steuerhinterziehung und Vermeidung? Welche Rolle spielt die Korruption für die Steuermoral? Welchen Effekt haben Steuerprüfungen? Diese und andere Fragen haben Wissenschaftler aus aller Welt auf einer Tagung an der FAU diskutiert. Die Tagung ist Teil eines interdisziplinären Projekts der „Emerging Field Initiative“ der Universität Erlangen Nürnberg unter Beteiligung von experimenteller Wirtschaftsforschung, Finanzwissenschaft, Neurologie, Psychologie, Rechtswissenschaften und Steuerlehre, das von Prof. Dr. Veronika Grimm koordiniert wird.

Im Zentrum der vorgestellten Arbeiten und  Diskussionen stand das Zusammenspiel von Abschreckung und Kontrolle durch die Steuerbehörden einerseits und andererseits Vertrauen, Identifikation mit dem Staat und Fairness. Die Ergebnisse der vielfach experimentell und empirisch ausgerichteten Arbeiten zeigen, dass vermehrte Kontrollen und Strafandrohung durchaus Wirkung entfalten, jedoch gerade in schwer zu erfassenden Bereichen die Steuermoral verbessert werden kann, wenn angemessen in „weiche Faktoren“ investiert wird. Ansatzpunkte sind das Vertrauen der Steuerzahler in einen sorgsamen Einsatz der Steuergelder, die Identifikation mit dem Staat und seiner Aufgabenerfüllung und ein transparentes, als fair empfundenes Steuersystem. In zahlreichen Studien zeigt sich außerdem, dass die Steuerverwaltung eine wichtige Funktion in der Pflege der Steuermoral hat. Als Vorreiter in der Entwicklung der Steuerverwaltung werden insbesondere skandinavische Länder und die Niederlande gehandelt. Vertreter der Steuerbehörden aus den Niederlanden berichteten auf der Tagung von ihren Erfahrungen und waren im Dialog mit den Wissenschaftlern.

Der Best Paper Award ging an den Nachwuchswissenschaftler Alex Rees-Jones, Cornell University, der seine Arbeit zum Einfluss der Verlustaversion auf das Verhalten bei der Steuererklärung am letzten Tag der Tagung präsentierte (Foto).

Die Aktivitäten Nürnberger Gruppe um die Wirtschaftsprofessoren Büttner, Grimm, Rincke und Wrede werden in Zukunft in dem jüngst etablierten „Center for Economic Behavior and Institution Design (cebid)“ fortgeführt. Schon im Herbst ist ein internationaler Doktorandenworkshop mit herausragenden Keynote Speakern geplant.